Corvette C1 im Fahrbericht: Golden Arrow (2024)

Der erste zweisitzige amerikanische Großserien-Sportwagen im Stil eines britischen Roadsters erwies sich zunächst als grandioser Flop. Mehr als die miserablen Corvette-Verkaufszahlen seit Produktionsbeginn im Jahr 1953 zeigen dies die Fotos des einstigen VIP-Fotografen Edward Quinn aus den späten Fünfzigern. Darauf präsentieren sich internationale Filmstars und Promis ohne Scheu in den angesagten Sportwagen wie Alfa Romeo, Austin-Healey, Ferrari, Jaguar, Mercedes-Benz und mehr. Eine Corvette taucht nirgends auf.

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Merkwürdige Optik und zu wenig Power

Dafür erfreute sich der direkte, ab 1955 angebotene Konkurrent Ford Thunderbird großer Beliebtheit. Audrey Hepburn, Liz Taylor, Aristoteles Onassis und noch andere VIPs waren in dem sportlichen Ford-Zweisitzer mit seinem kräftigem V8-Motor unterwegs. Die Corvette der frühen Tage hatte dagegen zu wenig Power - nur 150 SAE-PS - und eine merkwürdige Optik. Sie wirkt bis heute mit ihren hochformatigen, vergitterten Rallye-Scheinwerfern und den wurstförmigen Heckflossen wie das Nischenprodukt eines vom Untergang bedrohten Kleinherstellers.

Ganz anders das goldene Fotomodell aus dem Jahr 1962, an dem auch die internationalen Filmstars von Cannes und Nizza ihre Freude gehabt hätten. Dieses gegenüber dem Corvette-Urmodell inzwischen mehrmals komplett überarbeitete, aber immer noch der ersten C1-Generation zugerechnete Exemplar vereint nämlich in vorbildlicher Weise die Qualitäten, die Amerikas einzigen echten Sportwagen bis heute mehr oder weniger stark auszeichnen: dynamisches Frontmotor-Design mit betont individuellen Zügen, verspielte Karosserie-Details, kräftige V8-Motoren, ein riesiges Ausstattungs-Spektrum und den garantiert großen Auftritt vor Hotels, Straßen-Cafés und sogar vor der Oper.

Letzteres verdanken wir dem einheitlichen Champagner-Farbton (Fawn Beige Metallic) unseres Corvette C1-Cabrios, der sich mit dem reichen Chromschmuck ideal verbindet - und dem dynamisch geformten Hardtop. Dessen schlanke, nach vorn geneigte Fensterstege verleihen dem Cabrio zusammen mit den schräg gestellten seitlichen Entlüftungsschlitzen pfeilartige Züge. Die muskulösen Hüftschwünge über den Hinterrädern und die beutelüstern blickenden Doppelscheinwerfer unterstreichen den Eindruck eines ernst zu nehmenden Sportlers – trotz Automatikgetriebe, Radio, elektrischer Fensterheber und Weißwandreifen.

co*ckpit als Miniatur-Architektur

Auch das Corvette-co*ckpit, in das der Fahrer sich dank großzügig ausgeschnittener
Türen relativ mühelos einfädeln kann, geizt nicht mit sportlichen Attributen und erinnert zum Teil sogar an Rennsportwagen aus dieser Epoche. So sind die beiden Einzelsitze bereits seit dem Urmodell von 1953 durch einen Karosserie-Steg voneinander getrennt. Ein zentral angeordneter Drehzahlmesser und der kurze, vermeintliche Mittelschalthebel mit hellem Kugelknauf sind ebenfalls typische Sport-Accessoires. Weniger die biedere Zweigang-Automatik. Dass sie dennoch ausreicht, werden wir gleich erleben.

Doch zunächst bewundern wir den typisch amerikanischen, wie miniaturisierte Architektur aufgebauten Instrumententräger der Corvette. Vier Zusatzanzeigen und der dazwischen platzierte Drehzahlmesser werden von dem dominierenden Halbrund des Tachometers überragt. Für Rechtslenker-Fahrzeuge kann das gesamte Modul, das wie die Karosserie aus Kunststoff geformt ist, in die Aussparung vor dem Beifahrer verpflanzt werden. Unsere Corvette sieht innen sehr kühl, modern und spacig aus.

Corvette gab's für eine Hand voll Dollar

Der 5,4-Liter-V8 leistet 300 SAE-PS, exakt doppelt so viel wie die Corvette C1 von 1953 mit Sechszylinder. Serienmäßig kam die 62er Corvette mit 250 SAEPS. Die 50 Mehr-PS kosteten nur 53,80 Dollar, sechs Dollar weniger als die elektrischen Fensterheber. Chevrolet spendierte hierfür dem V8 einen größeren Vergaser und hob die Nenndrehzahl von 4400 auf 5.000/min an. Durch zwei unsichtbare, seitlich unter dem Wagenheck montierte Auspuffendrohre produziert der V8 gerade mal ein sanftes Brummen.

Wir schieben jetzt den Automatikwählhebel über "R" und "N" nach vorn auf "D", gehen von der Bremse, und der Wagen rollt bereits. Mit erstaunlich wenig Druck auf das Gaspedal zieht der drehmomentstarke 5,4-Liter-V8 dank Wandler-Automatik schon kräftig los. Zum Einfädeln in den Verkehr vom Händler-Parkplatz aus ist jedoch ein 180-Grad-Turn angesagt, der beinahe im Straßengraben endet. So mühelos der laufruhige V8 die Corvette beschleunigt, so gewaltig ist der Kraftaufwand für die Lenkung. Im Stand geht fast gar nichts - man sorgt sich beim Reißen und Ziehen um die Haltbarkeit des hübsch gestalteten Volants mit seinen fast messerscharfen Lochspeichen.

Fast alles im zweiten Gang

Insofern ist die zeittypische Nähe zum Lenkrad, die ein Fahren mit stark angewinkelten Armen erfordert, absolut notwendig. Zum Glück gibt es in der Corvette auch mit geschlossenen Seitenscheiben und aufgesetztem Hardtop für Arme, Beine und Gasfuß genügend Platz. Wer will, der kann auch in Badelatschen das Tempo vorgeben. Die Panorama-Windschutzscheibe bietet außerdem nicht nur eine hervorragende Rundumsicht auf Straße und Motorhaube, sondern wölbt sich Platz schaffend nach vorn.

So ist das Fahren von einer souveränen Lässigkeit geprägt, die sich im Normalbetrieb zwischen 1.500 und 2.500/min abspielt - fast ausschließlich im zweiten (Schnell)-Gang, den die Automatik schon ab Moped-Tempo einwirft. Rasch gewöhnt man sich an die einigermaßen präzise arbeitende Lenkung und an die standfesten Bremsen, weshalb wir nach nur wenigen Kilometern im Alltagsverkehr forsch und stressfrei mitschwimmen. Gäbe es nicht dieses helle, luftige und sehr eigenartig geformte co*ckpit mit den kühlen, champagnerfarbenen, mattsilbernen und glanzverchromten Flächen, könnte man fast vergessen, in einem über 50 Jahre alten Sportwagen unterwegs zu sein.

Nach der ersten Proberunde kehren wir zu unserem Startpunkt zurück, entriegeln mit wenigen Handgriffen das Hardtop und stellen es an den Rand der Händler-Werkstatt. Die Corvette zeigt jetzt das für die C1-Generation typische Design-Glanzlicht: einen sich zwischen den beiden Sitzen nach vorn in das co*ckpit absenkenden Karosserie-Steg. Dadurch schmiegt sich die Karosserie um die Schulterpartien der beiden Insassen. Kein Serien-Roadster aus Europa bot damals diesen Gimmick. Und noch ein dickes Plus: Das Stoffverdeck verbirgt sich unter einem Klappdeckel.

Überlegenes Losballern

Aller Design- und Komfort-Schwärmerei zum Trotz - die Corvette kann auch hart am Wind segeln. Dazu muss man nur das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken - sofort springt die Drehzahlmesser-Nadel auf 4.000/min, wo sie stehenbleibt. Nach vielleicht einer Zehntelsekunde setzt dann, untermalt vom basslastigen Wummern, der Schub einer Saturn-Rakete ein, presst den Fahrer in seinen Sitz und zwingt die beiden Hinterreifen zu einem schrillen Aufschrei.

Ab etwa 30 Meilen geht die Drehzahl zügig weiter nach oben, das Tempo auch. Die 60 Meilen (98km/h)-Marke wird bereits im zweiten Gang nach etwas über acht Sekunden erreicht, der einzige Gangwechsel erfolgt ohne Schubunterbrechung bei 5.000/min. Auch jetzt wandert die Tachonadel der Corvette zügig weiter in Richtung 100 Meilen pro Stunde, sprich rund 160km/h.

Mit der Corvette konnte kein 300 SL und kein E-Type mithalten

Deutlich schneller ginge es mit dem 360 SAE-PS-Einspritz-V8 und mit Viergang-Schaltgetriebe voran. Damit würde unsere goldene 62er Corvette C1 den Sprint auf 100km/h in sechs Sekunden schaffen, ihr Topspeed läge bei 240km/h. Da konnten kein Mercedes 300 SL Roadster, kein Jaguar E-Type und auch viele Ferrari nicht mithalten.

Dieses überlegene Losballern ist neben dem großen optischen Auftritt und einem gewissen Maß an Komfort (mit hoher Alltagstauglichkeit) eines der Wesensmerkmale aller Corvette - und vieler anderer klassischer Amerikaner. Doch nur ein Hersteller hat es bisher geschafft, das Ganze in einen attraktiven, kompakten Sportwagen zu packen: Chevrolet. Und das seit 60 Jahren. Inzwischen hat die Corvette ihr Leistungs-Jammertal von 1975 mit 165PS längst durchschritten und machte zuletzt als ZR1 mit 647PS wieder Jagd auf Ferrari & Co. Wie heißt es doch so treffend: They ever come back.

Fazit zur Corvette C1

MotorKlassik-Redakteur Franz-Peter Hudek: Dass die späten V8-Corvette der C1-Baureihe auch in Europa beliebte Klassiker sind, ist gut nachvollziehbar. Sie sind leicht zu fahren, haben ordentlich Dampf, bieten vergleichsweise viel Platz und zünden ein Feuerwerk an knalligen Design-Ideen. Weil es die Corvette noch heute gibt, macht dies den Typ noch wertiger.

Fazit

Dass die späten V8-Corvette der C1-Baureihe auch in Europa beliebte Klassiker sind, ist gut nachvollziehbar. Sie sind leicht zu fahren, haben ordentlich Dampf, bieten vergleichsweise viel Platz und zünden ein Feuerwerk an knalligen Design-Ideen. Weil es die Corvette noch heute gibt, macht dies den Typ noch wertiger.

Technische Daten

Chevrolet Corvette
Außenmaße4490 x 1790 x 1320 mm
Hubraum / Motor5354 cm³ / 8-Zylinder
Höchstgeschwindigkeit200 km/h

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Corvette C1 im Fahrbericht: Golden Arrow (2024)

FAQs

What is the most desirable C1 Corvette? ›

C1 – 1962 Fuel-Injected Corvette:

Chevrolet built 14,531 Corvettes in 1962, of which 1,918 were the 360-horsepower Fuelie. 1962 was the last year for the C1, and the final year of every generation is the best-engineered version.

How many C1 Corvettes were made? ›

The Corvette that started it all was a huge production success. Over its 10 year production life 69,015 C1 Corvettes were produced (that is about 6,901 per year which is solid in those days).

How much horsepower does a C1 Corvette have? ›

Power ranged from 210 to 240 hp (157 to 179 kW). The standard transmission remained the 3-speed manual with an optional 2-speed Powerglide automatic.

What is the top speed of a Chevrolet Corvette C1? ›

0-60 mph5.9 seconds
¼ mile elapsed time13.8 seconds
¼ mile mph104 mph
Top speed142 mph
3 more rows

What is considered the poor man's Corvette? ›

Corvettes were referred to as the poor man's sports car because they were placed in a category alongside exotics such as Lamborghini, Ferrari and Porsche but didn't cost nearly as much to buy or maintain. On the other hand, a Camaro or Trans Am would have been the poor man's Corvette.

What is the most undesirable year for a Corvette? ›

Here are six noteworthy examples of the less reliable Corvettes:
  1. 1975 Corvette. One of the less reliable Corvettes in history is the 1975 Corvette. ...
  2. 1979 Corvette. Another unreliable Corvette example is the 1979 model. ...
  3. 1980 Corvette. ...
  4. 1982 Corvette. ...
  5. 1987 Callaway Twin Turbo. ...
  6. 2022 Corvette.
Oct 10, 2023

What does C1 stand for Corvette? ›

The first-generation Corvette, known as the C1, was produced from 1953 to 1962.

What color was the first C1 Corvette? ›

The very first generation of the Chevrolet Corvette (C1) was produced from June 1953-1962 and is widely known as the "solid-axle" generation. There were only 300 Corvettes that were hand-built in 1953 in an old truck plant in Flint Michigan. The model year only had one color which was polo white with red interior.

What does the C stand for in C1 Corvette? ›

My Corvette Thread

i.e., C 1962. I'd guess the "C" stuck and was applied to the generations, 1, 2, etc... so C stands for Corvette of course, 1-6, the generations. LS as in LS6: L has been a RPO engine designator since 1963 (L65, L75, L84). As to why LT or LS, I'll need to research. RPO = Regular Production Order vs.

Was the C1 Corvette fiberglass? ›

Every from engine placement and drivetrain design to the interior and aesthetics were meticulously worked over by McLean. Given the car's flowing curves, the Earl turned to fiberglass for the bodywork.

What is the strongest Corvette? ›

The 755-hp blown 6.2-liter LT5, a now-discontinued engine made exclusively for the C7 ZR1, is the most powerful engine ever offered in a Corvette, with more horsepower and a lot more torque than even the upcoming C8 Z06 with its LT6.

Why is a Corvette so fast? ›

Everything starts with the rear-mounted 6.2-liter V8 DI engine, generating a maximum of 490 horsepower and 465 lb-ft of torque. That power goes straight into the 20-inch rear wheels, so rather than being pulled along in the front, the Chevy Corvette Stingray gets dynamically propelled from the back.

Are 90s Corvettes fast? ›

The C4 version of the Corvette ZR-1 is an underrated supercar. Looking like a standard Corvette, its heart is a Lotus-designed 32-valve dual overhead cam V8 producing 375 horsepower. Extremely fast by the standards of the time, it set a 24-hour endurance run averaging 175.9 mph and is still fast today.

Is a C1 Corvette a good investment? ›

With consistently cheap buy-in and low depreciation, used Corvette buyers just need to decide which Corvette model is the coolest. Notably, for buyers whose tastes run to the classic, old-school 'Vettes can be even more rewarding. A mint 1953 C1 Corvette could fetch anywhere from $50,000 to a mindblowing $700,000.

What color Corvette is most desirable? ›

Unsurprisingly, Torch Red (paint code GKZ) is the most popular paint choice for the 2023 Corvette, with nearly 15 percent of 2023 Corvette units finished in the hue. In fact, Torch Red has been the top paint choice for the C8 Corvette since the sports car first launched for the 2020 model year.

What is the most collectible Corvette? ›

The 1969 Corvette ZL-1 is perhaps one of the rarest and most highly sought-after 'Vettes ever made. You could say that it is a true automotive unicorn since only two of these beasts were ever built. But the ZL-1's rarity isn't the only thing that sets it apart.

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Author: Nicola Considine CPA

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